Prinzip der Dreiphasenwechselspannung
Bei Drehung einer Spule im homogenen Magnetfeld entsteht
bekanntermaßen infolge der elektromagnetischen Induktion eine sinusförmige
Wechselspannung. Würde man die eine Wicklung durch ein System von
Wicklungen, die gegeneinander räumlich versetzt sind, ersetzen, so
würde bei gleichem Aufbau in jeder der Wicklungen eine Spannung der
gleichen Amplitude erzeugt. Durch die räumlich versetzte Lage der
Wicklungen bekämen die jeweiligen Spannungen entsprechende zeitliche
Phasenverschiebungen.
Bei der technischen Ausführung von Drehstromgeneratoren
entsteht eine Dreiphasenwechselspannung, indem die drei um 120° räumlich
versetzten Stränge (über den Umfang verteilte Wicklungen, die
zu Strängen zusammengefasst werden) im Ständer angebracht sind,
und ein sich mit der Drehzahl n drehender
Läufer (gleichstromdurchflossene Wicklung oder Dauermagnet) ein mit
der Winkelgeschwindigkeit ω rotierendes
magnetisches Drehfeld erzeugt. Die Winkelgeschwindigkeit
ω der entstehenden Wechselspannung
hängt über die Anzahl der in einem Strang
zusammengefassten Wicklungen (Polpaarzahl p)
mit der Drehzahl n zusammen. Je höher
die Polpaarzahl ist, desto geringer kann die Läuferdrehzahl
gemacht werden, um die gleiche Netzfrequenz zu erhalten.
Die in den Generatoren der Kraftwerke erzeugten Spannungen
werden für den Transport aus wirtschaftlichen Gründen auf größere
Spannungswerte transformiert und über verschiedene Umspannebenen
auf die Verbraucher verteilt.
Das Dreiphasensystem (Drehstromsystem) ist der technisch
bedeutsamste Fall von Mehrphasensystemen und interessiert uns hier ausschließlich.
(Bei vertieftem Interesse für allgemeine Mehrphasensysteme informieren
Sie sich z. B. unter [L3])
Die sich einstellenden Spannungen können wie folgt beschrieben werden:
Wobei sich der Index "Str" auf den Strang (jedes
der drei Wicklungssysteme) bezieht. Die Summe dieser drei symmetrischen
Spannungen ist immer Null. Werden die beschriebenen Spannungen an um 120°
räumlich versetzte Spulen angelegt, so werden durch die phasenverschobenen
Ströme entsprechend phasenverschobene Magnetfelder erzeugt. Bei Zusammenfassung
dieser drei Magnetfelder ergibt sich ein resultierendes Magnetfeld, dessen
Feldrichtung sich ebenfalls mit der Winkelgeschwindigkeit ω
dreht. Dieses sogenannte Drehfeld führt zur Bezeichnung Drehstrom
für das Dreiphasensystem. Das Drehfeld ist von grundlegender Bedeutung
für die Funktionsweise der Drehstrommotoren. Zum Prinzip des Drehstrom
(Synchron-)generators und zu Drehstrommotoren kann z. B. in [L3] nachgelesen
werden.
Die drei Stränge des Dreiphasengenerators könnten
mit sechs Leitungen an drei Verbraucherstränge angeschlossen werden
(unverkettetes - offenes - Dreiphasensystem). Viel geringer
wird aber der Materialaufwand, wenn die Wicklungsenden miteinander verbunden
werden (verkettetes Dreiphasensystem). Das ist möglich,
weil die Summe der Augenblickswerte der Phasenspannungen der drei Wicklungsstränge
zu jedem Zeitpunkt den Wert Null ergibt:
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